Es wird Frühling!
Es wird morgens schon früh hell und wir fahren täglich mit unserem Krippenwagen auf die Obstbaumwiesen.
Die Kleinkinder interessieren sich von sich aus vor allem für die Eindrücke, die ihnen im wahrsten Sinne des Wortes „vor den Füßen“ liegen.
Das sind nun vor allem kleine Käfer die aus ihrem Winterschlaf erwacht sind, bei Nässe die neuen kleinen Regenwürmer und die ein – oder andere Biene, Hummel oder auch Fliege die wieder aktiv werden. Natürlich gibt es auch schon winzige Schnecken…
Die Kinder laufen unbeschwert auf dem kleinen Weg oder in den Wiesen und wenn sie diese „einheimischen“ Tiere entdecken, halten sie inne, gehen in die Hocke und wollen ausführlich betrachten, benennen, vielleicht ganz vorsichtig anfassen… Sie haben Respekt vor diesen kleinen krabbelnden oder kriechenden Tieren, sie staunen und versuchen zu begreifen, was die zum Teil winzigen Tiere machen können.
Dabei schätzen sie den Dialog mit mir als Tagesmutter, bestehen auf meiner ungeteilten Aufmerksamkeit für diese Tiere, und wenn ich mich in die Kinder hinein versetze, kann ich ihre Faszination verstehen und teilen.
Brauchen Kinder in dem Alter eigentlich Besuche im Zoo, exotische Tiere zum Spielen, auf ihren Kleidern, den Gegenständen oder als Bilder? … denke ich nach, während ich die Kinder wahrnehme, und ein Austausch unter Tagesmüttern kommt mir in den Sinn. Wir sind bemüht, ihnen rechtzeitig und aus bester Absicht heraus möglichst viel schon früh zu erklären, damit sie in dieser frühen, prägsamen Zeit schon so viel wie möglich mitnehmen können. Vielleicht auch, damit sie dann bald im Kindergarten so gut „informiert“ sind, wie die anderen Kinder dort, die schon Giraffe, Nashorn und Zebras kennen.
Zurück auf der Wiese: Es reichen ihnen die Dinge und Lebewesen in ihrer nahen Umgebung zunächst einmal aus, um die Welt zu begreifen und um die verschiedenen Zusammenhänge zu verstehen. Die Kinder sind aufmerksam und sehr interessiert. Eigentlich, wenn ich es recht betrachte und mein Wissen um die Bedeutung der echten Sinneserfahrungen aufrufe, ist es sogar viel besser als Basis für ihr ganzes Leben, wenn sie zunächst das alles verstehen können, was für sie unmittelbar erreichbar und sichtbar ist. Etwas später dann, im Kindergartenalter und danach, können sie immernoch mit Wonne die unglaubliche Vielfalt an Lebewesen auf unserer Erde kennenlernen und in den Zoo gehen.
Sie verpassen noch nichts, wenn sie mit unter drei Jahren zunächst über Ameisen, Fliegen, Käfer und Regenwürmer staunen können.
Johanna Trost, März 2024