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Streiflichter Dezember

Streiflicht Dezember 2024

Sternstunden
Manchmal gibt es diese feinen Momente, die vorher kaum absehbar sind. Momente, in denen eine
Intensität entsteht, die bei allen, die daran beteiligt sind etwas feines Inniges hinterlässt. In einer
kleinen Seminargruppe haben wir uns auf unsere eigenen frühesten Erinnerungen an die
Weihnachtszeit besonnen. Jeder hat sich ein paar Zeilen dazu aufgeschrieben und hat uns dann
daran teilhaben lassen.
Der Geruch von Weihnachtsgebäck, das Knirschen im Schnee, der Lichterschein in den Fenstern
waren der Einstieg in die vielfältigen Bilder der Erinnerung. Wir erfuhren von Dingen, die in den
Familien immer so waren und von der emsigen Geschäftigkeit vor dem Fest. In dieser Zeit gab es
bei manchen von uns auch bittere Momente.
Aber eines zog sich durch alle Berichte, es gab jemanden der einfach da war. So einfach das klingt,
so schwierig war es für jeden von uns, genau dies in Worte zu fassen. Jemand, der präsent war und
dennoch zurückhaltend war, der wusste, was als Nächstes anstand und für alles Unerwartete eine
kreativen Lösung hatte. Jemand der einem in der mitternächtlichen Christmette die Hand hielt und
auf dessen Schoss sich dieses eindrückliche Ereignis gut aushalten ließ. Jemand, der trotz emsiger
Beschäftigung, einen mit warmer Aufmerksamkeit wahrnahm, der der Unruhe mit Gelassenheit
begegnete und in dieser ganzen Andächtigkeit auch mal schmunzeln musste.
In der kleinen Runde hat jeder von uns einen Aspekt beigetragen, der die Erfahrung der Güte
geschildert hat. Die eigenen frühen Erinnerungen machten uns überraschend schnell deutlich, wie
wichtig dieser gütige Mensch für uns in unsere Kindheit war. In dieser Sternstunde, in der wir uns
diese Erinnerungen anvertraut haben, ist sie aufgeleuchtet, die zeitlose, zukünftige und für die
Kinder so unentbehrliche liebevolle und weisheitsvolle Güte.
Allen, die unserem Streiflicht zur Weihnachtszeit ihre Aufmerksamkeit schenken, wünsche ich
viele schöne gemeinsame Sternstunden zur Weihnachtszeit und alles Liebe und Gute für das neue
Jahr.

Anna selbdritt (Leonardo da Vinci 1519 Louvre, Paris)

Katharina Eisenberg
Mitglied des Beirats der
Arbeitsgemeinschaft Waldorf-Kindertagespflege

 

 

 

 

 

 

 

 

Streiflicht 2023

Advent -und Weihnachtszeit

Es stand ein Stern am Himmel,

der war so hell und klar,

er schaute auf die Erde,

wo´s kalt und finster war.

 

Das Sternlein sprach:

O Erde, wie hab ich dich so gern!

Die Erde sprach:

So komm doch-zu mir herab du Stern!

 

Da senkte sich das Sternlein

Vom Himmel ganz herab,

bis in die dunkle Erde,

die ihm gern Wohnung gab.

 

Da strahlte aus der Erde

Ein helles Weihnachtslicht-

Und seither hat die Erde

Ein Sternenangesicht. (Verfasser unbekannt)

 

Wie können wir mit kleinen Kindern unter drei Jahren die Adventszeit in unserem Alltag leben?

Wir stehen als Mensch fortwährend in einem Prozess der Veränderung durch die Jahreszeiten hindurch. Nun wird es zunehmend kalt und dunkel, die Tage immer kürzer, draußen in der Natur gibt es nun fast nichts mehr zu tun, alles Leben hat sich zurückgezogen.

Im Kontrast zur Kälte draußen ist die Wärme drinnen wohltuend und einhüllend. Vor einigen Monaten war es draußen noch warm und hell und sonnig. Schauen wir in das vergangene Jahr zurück und fühlen der Sommerwärme und dem Sonnenlicht draußen in der Natur nach-so spüren wir, dass dieses eine ganz andere Qualität hatte.

Etwas von der sommerlichen Hitze, dem hellen Lichthaben wir bildlich gesehen mit den Laternen im Herbst hereingenommen, die Laterne im Herbst schützte das Licht vor Wind und Regen.

Nun verändert sich die Qualität des Lichtes wieder, jetzt beginnt es mit dem Anzünden von nur einer Kerze und jede Woche kommt eine neue dazu.

An Weihnachten entzünden wir einen ganzen Baum voll mit leuchtenden Kerzen!

Das Licht ist nun das Sinnbild für das Leben, für das Sein.

Das Jesuskind, der Stern in der Dunkelheit, steht für das Licht, welches in der dunklen Erde, zu der wir alle gehören, geboren werden kann.

Eigentlich ist jedes Kind, nein jeder Mensch so ein herabgestiegener Stern vom Himmel auf die Erde und leuchtet da, leuchtet bei uns hier unten weiter, so wie es in dem Gedicht beschrieben ist.

Kleine Kinder lieben Sterne und können beim Anblick einer Kerze träumend versinken.

Für kleine Kinder ist die Welt (noch) gut, sie haben im Grunde genommen nur Augen und Ohren für die Schönheit, das Gute und die Freude.

Manchmal können wir Erwachsenen uns davon berühren lassen und auf einmal einen ganz einfachen, glückseligen Weihnachtsfrieden spüren, so wie die kleinen Kinder es uns vormachen. Dafür braucht es nicht viel, sogar viel weniger als gedacht, eine Kerze -zunächst -und einen Stern!

Und vielleicht geschieht ja in einer der kommenden Nächte eine Christgeburt…

Immer sind es

die Menschen

Du weißt es

ihr Herz

ist ein kleiner Stern

der die Erde

beleuchtet. (Rose Ausländer)

 

Johanna Trost